Die Zahlen sprechen für sich: 17.800 Blutspender gab es im vergangenen Jahr im Kreis Recklinghausen – 2010 waren es noch 26.605. Bundesweit sieht es nicht anders aus: Jedes Jahr verliert das Deutsche Rote Kreuz nach eigenen Angaben ca. 100.000 Blutspender. Ein Drittel der Bevölkerung könnte sich den Lebenssaft abzapfen lassen – aktuell tun es aber nur rund drei Prozent.
„Dabei sind Blutspenden lebensrettend“, betont Claudia Müller, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes West in Münster, mit Blick auf medizinische Eingriffe, Therapien und die Versorgung von Notfallpatienten. Aber dieses Bewusstsein sei ein bisschen verloren gegangen – „vielleicht weil es so viele andere Themen gibt, die uns beschäftigen“.
Auch deshalb wurde der Weltblutspendetag ins Leben gerufen. Er soll am heutigen 14. Juni das Gespür dafür schärfen, dass jede Blutspende zählt – und somit dazu beitragen, die Versorgung mit Blutpräparaten zu sichern. In diesem Jahr lautet das Motto: „#missingtype – erst wenn‘s fehlt, fällt‘s auf“.
Gesunde Frauen und Männer spenden für Unfallopfer und Kranke – so könnte man die Idee des solidarischen Blutspendesystems skizzieren. Aber dieses Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage wankt. Denn: Die Gesellschaft wird immer älter – und auch deshalb fehlt es an jungen Erwachsenen, die bereit sind, regelmäßig ihr Blut zu geben.
Es soll nicht ums Geld gehen, findet das DRK
„Wir versuchen immer, eine Sicherheitsreserve an Blutkonserven vorzuhalten, die für drei Tage reichen würde“, erläutert Müller. Aktuell gebe es keinen dramatischen Engpass. Aber diese Einschätzung könne sich quasi täglich ändern, gerade auch in sehr heißen Sommermonaten, wenn viele Menschen eh Kreislaufprobleme haben und lieber ins Schwimmbad oder auf die Terrasse gehen als zur Blutspende. „Wir merken immer wieder, wie die Vorräte knapper werden und gehen dann sofort massiv an die Öffentlichkeit“, so Müller. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass der Bedarf der Krankenhäuser an Blutkonserven in den vergangenen Jahren ein bisschen zurückgegangen sei – unter anderem, weil sie laut Müller genauer hinschauen, wie viel Blut sie wirklich benötigen.
Das Rote Kreuz ist die größte Blutspende-Organisation in Deutschland. Anders als beispielsweise private Unternehmen oder staatlich-kommunale Blutspendedienste an Universitätskliniken zahlt es Spendern keine Aufwandsentschädigung. „Es kommt immer wieder der Vorschlag: ‚Gebt jedem Spender 50 Euro, dann könnt ihr euch vor Nachfragen nicht mehr retten‘“, weiß Müller. Aber dem DRK seien freiwillige und unentgeltliche Spenden wichtig: „Die Menschen sollen aus echter Überzeugung kommen und nicht, weil es ihnen ums Geld geht.“ Das sei auch im Sinne der Sicherheit – „und die steht über allem“.
Karin Ratajczak spendet seit 20 Jahren Blut. „Wenn man gesund ist und das machen kann, ist das eine tolle Sache“, findet die Recklinghäuserin. Schließlich gebe es „so viele kranke Menschen, die das brauchen“.
Die 61-Jährige engagiert sich deshalb auch ehrenamtlich: Sie ist Blutspendebeauftragte des Roten Kreuzes im Kreis.
Bei den Spendeterminen herrsche immer eine sehr angenehme Atmosphäre: „Die meisten Spender kenne ich schon ewig, auch mit Namen. Das ist nett.“ Natürlich sei in all den Jahren auch schon mal jemand kollabiert, sagt Ratajczak. Aber wer vorher und nachher genug esse und trinke sowie auf Ausdauersport verzichte, sollte den Termin gut überstehen. Wichtig sei einfach, dass man sich an dem Tag gut fühle. Und: „Man muss sich Zeit dafür nehmen“, finde ich.
Blut spenden im Kreis Recklinghausen:
- Freitag, 14. Juni: Krankenpflegeschule des Knappschaftskrankenhauses, Dorstener Str. 151, Recklinghausen, 16 - 20 Uhr.
- Mittwoch, 19. Juni: Gemeindehaus St. Paulus, An der Pauluskirche 15, RE, 14.30 - 19 Uhr
- Freitag, 21. Juni: St.-Johannes-Pfarrgemeindeheim, Kirchstr. 13, RE-Suderwich, 14 - 19 Uhr
- Dienstag, 25. Juni: Stadtverwaltung Castrop-Rauxel, Rathaus, Europaplatz 1, 12.30 - 15.30 Uhr.
Quelle: Recklinghäuser Zeitung, Regionalredaktion