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Tiger mit Windel-Popo: Jungen und Mädchen erobern in Oer-Erkenschwick die Manege

Sascha Koepernick vom "Pompitz"-Team passt genau auf, dass "Tigerlöwin" Marie (2) auch nichts passiert. Trotzdem strahlen die Trainer so viel Sicherheit aus, dass das auch auf die Kinder übergeht. Foto: Regine Klein
Die Kinder des DRK-Kindergartens „In der Kneife“ wachsen beim Zirkusprojekt über sich hinaus. Zirkusdirektor Markus Pitz unterstützt hier Frieda (5) beim Lauf über das Drahtseil. Foto: Regine Klein
Dass das Zirkusprojekt Spaß macht, das ist der vierjährigen Lia ins Gesicht geschrieben. Als sie mit Markus Pitz das Laufen auf einem großen Ball übt, kommt sie aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Foto: Regine Klein

Über sich hinauswachsen und die eigenen Fähigkeiten entdecken, das bieten Zirkus-Projekte. Ein solches findet im DRK-Kindergarten „In der Kneife“ statt und begeistert nicht nur die Kinder.

Gefährliche „Tigerlöwen“ durchstreifen die Manege, krabbeln über die Wippe und durch den „Feuerring“ – und recken bei der „Tigerlöwen“-Gymnastik ihre Windel-Popos in die Höhe. Was hier passiert? Es ist Zirkus-Zeit im DRK-Kindergarten „In der Kneife“. Die Einrichtung hat sich Dank des Teams des Zirkus „Pompitz“ für eine Woche in eine große Zirkusmanege verwandelt – Galavorstellung auf großer Bühne inklusive.

Zirkus-Projekt in DRK-Kita in Oer-Erkenschwick

„Ein solches Zirkus-Projekt haben wir tatsächlich zum ersten Mal in unserer Einrichtung“, erzählt Kita-Leiterin Sandra Dunker mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. Sie hat an diesem zweiten Projekttag auch Grund zum Strahlen. Denn die Kinder – immerhin 100 Jungen und Mädchen – machen begeistert mit. „Wir haben uns dazu entschlossen, wirklich alle Kinder einzubeziehen – also auch die U3-Kinder“, erzählt Dunker.

Am ersten Tag durften die Kinder noch Zirkusluft schnuppern und ausprobieren, ob sie eher auf dem Hochseil tanzen möchten, als Jongleure in die Manege treten oder als Bodenakrobaten ihr Talent zeigen. Alles ohne Zwang versteht sich. „Einige der kleinen Kinder waren anfangs noch etwas misstrauisch und haben sich alles genau angeschaut, sind aber jetzt schon viel offener und machen mit“, freut sich Sandra Dunker. Sie hofft nun, das Zirkus-Projekt vielleicht alle drei Jahre in ihrer Einrichtung anbieten zu können.

Da konnte auch das Chaos, das ein Wasserrohrschaden in der Turnhalle anrichtete, in der eigentlich die Manege aufgebaut werden sollte, an der Begeisterung nichts mindern. Schnell wurde umorganisiert und neue Räume zum Üben gefunden.

Selbstbewusst auf das hohe Drahtseil

Und so kann die fünfjährige Frieda im Eingangsbereich des Oerer Kindergartens – der vom Pompitz-Team zur Manege umgebaut wurde – auch selbstbewusst aufs Drahtseil steigen. „Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen“, erklärt Zirkusdirektor Markus Pitz. „Fühlen und Gewicht“, erklärt er und die kleinen Akrobaten sprechen nach. Dass das Drahtseil „Paul“ heißt und der so gar keine großen Schritte mag, das speichern die Jungen und Mädchen auch ab. Und so klappt der Lauf bei Frieda auch sofort richtig gut. „Das macht auch ganz viel Spaß“, erzählt die Fünfjährige mit stolzem Gesichtsausdruck.

Die Kinder sind übrigens gemischt in den einzelnen Gruppen, also alle Altersstufen sind vertreten. Und so kann auch Leonie auf das Drahtseil – und meistert den Lauf mit schlafwandlerischer Sicherheit. Leonie ist nämlich erst drei Jahre alt und noch ganz neu im Ü3-Bereich. Und was auch auffällt: Die Knirpse schauen den anderen Kindern hochkonzentriert zu.

Training läuft ohne Druck

„Wir legen sehr großen Wert darauf, dass alles ganz ohne Druck abläuft“, erzählt Markus Pitz. Die Kinder sollen Spaß haben, sich nicht fürchten. Dabei wachsen sie oftmals über sich selbst hinaus. Das stellt auch das Team um Sandra Dunker fest, sie erleben viele der Kinder von einer ganz neuen Seite. Da blüht so manch schüchternes Kind plötzlich auf. „Die Zirkusdisziplinen sind auf die Fähigkeiten und den Entwicklungsstand der Kita-Kinder abgestimmt, um diese nicht zu überfordern, aber ihnen die Möglichkeit zu geben, über sich hinauszuwachsen“, erklärt Pitz. Heißt: Er und sein Team – Sascha Koepernick und Sarah Koßmann – schauen genau hin, was die Jungen und Mädchen schon können und was vielleicht auch nicht. „Schafft es ein U3-Kind zum Beispiel noch nicht, die Füße genau voreinander zu setzen, was durchaus normal ist, dann macht es eben bei den Tigerlöwen mit“, erklärt der Zirkusdirektor.

Und das ist das Stichwort: Die „Tigerlöwen“ mit ihren Windelpopos stürmen die Manege und proben für den großen Zirkusauftritt für ihre Familien am 21. Oktober um 15 Uhr auf der großen Bühne der Stadthalle. Marie ist erst zwei Jahre alt, doch das Krabbeln über die „Raubtier“-Wippe und durch den „Feuerring“ – ein mit bunten Tüchern umwickelter Reif – meistert die Kleine mit Bravour und lächelt stolz: Die Raubtiere des Zirkus in der Kneife sind wirklich gefährlich süß…

Quelle: Recklinghäuser Zeitung