Lang ist's her, dass sich an der Einfahrt zum Gelände des Prosper-Hospitals lange Schlangen gebildet haben, mit Menschen, die sich auf das Sars- CoV-2-Virus testen lassen wollten. Seitdem ist viel passiert, doch getestet wird dort immer noch - und mittlerweile nur noch dort. Und weil ein Ende der Pandemie nicht in Sicht ist, werden Testungen beim Verdacht einer Corona- Infektion weiter unerlässlich sein. Denn nach wie vor gilt: Wer keine Krankheitssymptome zeigt, sich aber möglicherweise bei einer anderen Person angesteckt haben könnte, wird nicht vom Hausarzt getestet, sondern vom Kreisgesundheitsamt.
Mehr als 55.000 Abstriche wurden seit Beginn der Pandemie im Marz durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das die Aufgabe nach anfänglichem Chaos von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe übernommen hatte, im Auftrag des Kreises durchgeführt. Und Langeweile kommt dabei kaum auf: "Man merkt deutlich, dass es bei einem Anstieg der positiven Fälle auch mehr Kontaktpersonen gibt, die getestet werden miissen", erklärt Jörg van der Groef vom DRK.
Eigentlich ist er kommissarischer Leiter der Rettungswache 15 in Marl, doch seit März, koordiniert er zusätzlich die Abstriche im Kreis Recklinghausen. Und es bleibt dabei: "Nur wenn ein Patient die Anordnung des Gesundheitsamtes erhalten hat und von unseremTermin-Center einen Termin erhalten hat, wird er abgestrichen.“
Aktuell wird öffentlich nur noch an einem sogenannten Durchfahrtszentrum auf einem Parkplatz am Prosper- Hospital abgestrichen, zwischenzeitlich hatte es vier ‘weitere Stellen im Kreis Recklinghausen gegeben - in Castrop Rauxel am Berufskolleg, in Dorsten am Paul-Spiegel-Berufskolleg, in Marl an der Paracelsusklinik und in Recklinghausen am Campus Vest. Diese wurden im Sommer abgebaut. Aber: "Im Herbst haben wir die Teststelle an der Paracelsus-Klinik fiir zwei Wochen wieder geöffnet, weil wir bei dem großen Andrang damals nicht mit der Terminierung hinterherkamen", so Jörg van der Groef. "Zu dem Zeitpunkt bekamen wir auch Hilfe durch den Katastrophenschutz. und die Bundeswehr, um die Masse an Testungen stemmen zu können."
Aktuell leistet die Bundeswehr voraussichtlich noch bis Mitte Januar Unterstützung mit fünf mobilen Dreier-Teams, die zu den Patienten nach Hause fahren. Dabei sind die Aufgaben klar verteilt: ein Fahrer, ein Dokumentator und ein Sanitäter, der die Abstriche durchführt. Auch das DRK schickt eigene mobile Teams, die sich um Großtestungen zum Beispie! in Seniorenheimen kümmern.
Alle mobilen Personen erhalten hingegen Termine am Durchfahrtszentrum neben dem Prosper-Hospital. "Der Patient fährt mit seinemFahrzeug die Teststelle an und gibt seine Versicherungskarte als Legitimationsnachweis ab", erklärt Jörg van der Groef. "Dann fährt der Patient durch das Zelt und die medizinisch ausgebildeten Kollegen nehmen den Abstrich aus dem Rachen und der Nase." Schnell und gut eben.
Junges Helfertrio
- Regelmäßig helfen am Durchfahrtszentrum Julan Heidtfeld (19), Simon Gottschewski (19) und Lydia Schmidt (22) aus. Die drei DRK-Mitarbeiter teilen sich die Aufgaben. Als Rettungshelfer nimmt Julian Heidtfeld die Abstriche, Simon Gottschewski kümmert sich um Fragen sowie Ordnung auf dem Parkplatz und Lydia Schmidt ist für die Verwaltung zuständig.
- "Es macht Spaß, den Menschen zu helfen, und es gibt einem ein gutes Gefühl", sagt Julian Heidtfeld. "Die Stimmung ist recht locker, aber trotzdem vergisst man nicht den ernsten Hintergrund, weshalb wir eigentlich hier sind." Normalerweise steckt er in den Abiturvorbereitungen, aber die Ferien nutzt er neben dem Lernen auch für die Mitarbeit bei den Abstrichen.
- Lydia Schmidt studiert eigentlich Biologie in Düsseldorf. "Ich mache es nicht für mich, sondern für meine Mitmenschen", erzählt die 22-Jährige. "Ich denke, dass sich jeder während so einer Zeit fragen sollte, was man dazu beitragen kann, damit wir die Lage besser in den Griff kriegen."
Quelle: Recklinghäuser Zeitung