· Archiv 2019

Missbrauchs-Prävention - Männer sind für die Erziehung wichtig

Erledigen ihre Arbeit unter anderem mit den Kindern Mats, Quentin, Peet und Zoey (v.l.) mit Engagement aber auch mit Gelassenheit: Einrichtungsleiter Andreas Krebs (2.v.l.) und Erzieher Maurits Müller. Foto: Andreas Kalthoff

OER-ERKENSCHWICK Immer mehr Männer arbeiten als Erzieher. Das gefällt nicht allen Eltern. Der Verdacht von möglichem sexuellem Missbrauch steht im Raum. Und der beeinflusst auch die Kita-Arbeit vor Ort.

Das ist ein sehr unangenehmes Thema, über das wir aber unbedingt in der Öffentlichkeit reden müssen“, sagt Karin Klückmann, die Chefin des evangelischen Familienzentrums an der Stettiner Straße. Dort werden 60 Kinder von 13 Mitarbeitern betreut, zwei davon sind Männer. „Und die beiden Kollegen erledigen ohne Vorbehalte von irgendwem alle anfallenden Arbeiten. Und selbstverständlich wickeln sie die Kinder auch“, erklärt Klückmann.

Genau dagegen hatten sich jetzt Eltern in einem Bochumer Kindergarten ausgesprochen und damit einen 25-jährigen Erzieher des möglichen Missbrauchs verdächtig. „Wir sind bei diesem Thema hochsensibilisiert. Und das auch aus Gründen des Eigenschutzes. So ist beispielsweise der Pflegebereich für Kleinkinder bei uns durch eine große Scheibe einsehbar. Der Flur davor kann aber nur von unserem Personal betreten werden. Außerdem lassen wir die älteren Kinder wählen, welche Erzieherin oder welcher Erzieher sie wickeln oder beim Toilettengang unterstützen soll“, erläutert Karin Klückmann.

Kein präventives Misstrauen

Andreas Krebs ist seit 24 Jahren Leiter des DRK-Kindergartens an der Brandenburger Straße. Neben ihm arbeitet in dem 19-köpfigen Erzieherteam noch ein weiterer Mann mit den 100 Kindern. „Männer sind ein wichtiger Bestandteil der Erziehung. Bei uns gibt es kein präventives Misstrauen, denn das macht vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich. Wir haben das hochsensible Thema aber täglich auf dem Schirm“, sagt Krebs.

Das ist auch im katholischen Familienzentrum St. Marien (60 Kinder, zwei männliche Erzieher) so. „Ich lege für all meine Mitarbeiter die Hand ins Feuer. Und dieses Vertrauensverhältnis überträgt sich auch auf die Eltern“, sagt Leiterin Kerstin Diekmann. Auch in Rapen wird besonders auf die Privatsphäre der Kinder geachtet. Und die Tür zum Wickelraum wird nie geschlossen, um auch diese Arbeit transparent zu machen.
Florian Harde ist seit fast neun Jahren einer der Erzieher in Rapen: „Bei uns ist ein Generalverdacht kein Thema. Ich bin in meiner Arbeit nicht eingeschränkt.“

Quelle: Recklinghäuser Zeitung, Redaktion Oer-Erkenschwick