· Archiv 2022

Zum Kneippen in die Kita: Anni (6) findet: „Das kalte Wasser ist gar nicht schlimm!“

Anni (6), Clarissa (5) und Aleyna (5) freuen sich bereits darauf, das eigens für sie gebaute Wassertretbecken benutzen zu dürfen. Foto: Regine Klein

Oer-Erkenschwick. Vor allem ältere Menschen, die eine gewisse Kur-Erfahrung haben, kennen sich damit aus: Kneippen. Aber: Die „Kneipper“ werden jünger. In Oer-Erkenschwick sind sie sogar sehr, sehr jung.

Wir wissen schon ganz viel über gesundes Essen“, verraten Anni (6), Clarissa (5) und Aleyna (5) ganz aufgeregt. Das gehört nämlich auch zum Kneippen dazu. Und im Garten ihres DRK-Kindergartens „Henrys Abenteuerland“ passiert auch gerade Spannendes: Die Firma Palka baut ein kneippsches Wassertretbecken - im Mini-Format für Kindergartenkinder - und das aus gutem Grund..

DRK-Kita strebt Kneipp-Zertifikat an

Gesundheitserziehung und gesunde Ernährung gehörten immer schon zu den Schwerpunkten der Arbeit in der DRK-Kita „Henrys Abenteuerland“ an der Henri-Dunant-Straße. Jetzt legt das Team um Leiterin Chantal Steiner noch eine Schüppe drauf: „Wir wollen Kneipp-Kindergarten werden.“ Für sie führt der Weg zur Gesundheit durch die Küche und nicht zur Apotheke: „Unsere Kinder sollen fitter und gesünder werden und lernen, achtsam mit ihrem Körper umzugehen.“

„Wassertreten ist gut für uns“, erzählt Clarissa. Auch Armgüsse kennen die drei Mädchen bereits aus ihrem Kita-Alltag. Besonders beliebt ist bei den Mädels aber das Taulaufen: „Erst ist es kalt an den Füßen, aber mit Socken wird es danach richtig warm.“

Kinder basteln Kneipp-Bücher

Dass Sebastian Anton Kneipp der Namensgeber der Kneipp-Medizin und der Wasserkur ist, dass wissen die Mädchen natürlich. Schließlich haben sie auch eigene Kneipp-Bücher gebastelt, die sie gerne zeigen. In ihnen sind die Elemente der Kneippschen Lehre kindgerecht dargestellt: Wasser, Lebensordnung, Bewegung, Ernährung und Heilpflanzen. Einrichtungen, die mit dem Gütesiegel „Kneipp-Kindergarten“ zertifiziert werden, müssen diese fünf Kneippschen Elemente in das Einrichtungskonzept übernehmen und täglich im Alltag mit den Kindern umsetzen. Kräuterkunde steht da auch regelmäßig auf dem Plan. Dass Heilpflanzen gegen Schnupfen und Erkältung helfen, das wissen Anni (6), Clarissa (5) und Aleyna (5) nur zu gut: „Spitzwegerich ist gut gegen Husten.“ Wie viele Vorschulkinder das wohl auch wüssten?

Zu den erforderlichen Angeboten zählen neben den Kneippschen Methoden wie Arm- und Fußbädern sowie Wassertreten auch wöchentliche Sport- und Gymnastikangebote, Bewegung im Freien, Rückenschule, Beobachtungsgänge, Exkursionen, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, aktives Zubereiten von Mahlzeiten und Imbissen und die Vermittlung von Wissen über die Herkunft von Lebensmitteln.

Die Kita-Leiterin freut sich auf das erste Gütesiegel für ihre Einrichtung: „Damit werden wir die erste Kneipp-Kita in Oer-Erkenschwick und auch die erste DRK-Einrichtung im Kreis Recklinghausen, die sich so nennen darf.“ Im September könnte es dann endlich so weit sein. Seit eineinhalb Jahren bereitet sich das Team der DRK-Einrichtung an der Henri-Dunant-Straße bereits auf die Zertifizierung durch den Kneipp-Verband vor. Die Hälfte des Teams hat bereits eine entsprechende Schulung gemacht, die andere wird noch nachziehen.

Kalte Armgüsse und -bäder gehören daher längst zum Kita-Alltag, sogar schon für die Zweijährigen. „Das Prinzip vermitteln wir den Kindern auf spielerische Weise“, sagt die Kita-Leiterin, genauso wie gesunde Ernährung. Man koche täglich frisch. Und die Kinder lieben zum Beispiel die Rote-Beete-Muffins. „Und die Bananenmilch ohne Zucker!“, ruft Aleyna.

Eltern vom Konzept überzeugt

Auch die Eltern seien vom Konzept überzeugt, vor allem, „weil wir den Eindruck haben, dass hier deutlich weniger Rotznasen zu sehen sind“, sagt Steiner.

Ab April dürfen die Kinder dann zum ersten Mal mit nackten Füßen in ihr neues Wassertretbecken, das übrigens über eine speziell angefertigte, abschließbare Abdeckung verfügt. Bis dahin wachsen auch Rosmarin und Lavendel - „Für Duftsäcken“, wie Clarissa weiß - rund ums rutschhemmend ausgestattete Tretbecken. Und die sechsjährige Anni weiß: „Das kalte Wasser ist gar nicht schlimm!"

Quelle: Recklinghäuser Zeitung