Suchen, verbinden, vereinen ist der Dreiklang, der die Arbeit des DRK-Suchdienstes bestimmt. Seit Anfang 2022 bilanziert der Suchdienst des DRK in Westfalen-Lippe 14 Fälle, bei denen er verlorengegangene Kontakte zwischen Angehörigen wiederherstellen konnte.
Ein aktueller Schwerpunkt der Suchdienstarbeit ist durch den Krieg in der Ukraine entstanden. Seit Beginn des Konflikts erreichten den Suchdienst des DRK in Westfalen-Lippe 18 Suchanfragen. In sieben Fällen konnte der Kontakt mittlerweile wiederhergestellt werden. In einem dieser Fälle befindet sich die gesuchte Person derzeit in russischer Kriegsgefangenschaft. Dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wurde gemäß der Genfer Rotkreuzabkommen die Gefangenenkarte des inhaftieren Soldaten bereits übermittelt. Seine Familie kann somit zwar derzeit nicht mit ihm vereint werden, aber die Angehörigen haben nun zumindest die Gewissheit, dass der Gesuchte am Leben ist und wo er sich befindet.
Die Arbeit des DRK-Suchdienstes ist in einer Konfliktsituation wie dem Ukraine-Krieg deutlich aufwändiger als in friedlichen Zusammenhängen. Um einen Zugang zu den notwendigen Informationen zu erhalten, müssen enge Abstimmungen zwischen dem IKRK und den Konfliktparteien auf Basis des humanitären Völkerrechts erfolgen. Anders als sonst üblich, sind Suchaktivitäten vor Ort im Konfliktgebiet derzeit kaum möglich.
Im DRK-Landesverband Westfalen-Lippe gibt es in den folgenden DRK-Kreisverbänden hauptamtlich geführte Suchdienst-Beratungsstellen, in denen ehrenamtlich Aktive mitarbeiten: Altkreis Lübbecke, Bielefeld, Dortmund, Gütersloh, Hamm, Münster, Olpe und Paderborn. In den DRK-Kreisverbänden Borken, Siegen-Wittgenstein und Witten sind ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeitende mit der Bearbeitung von Suchanfragen betraut.
Erst kürzlich standen die Mitarbeitenden der Personenauskunftsstellen der westfälisch-lippischen DRK-Kreisverbände auf Abruf bereit, um im Falle einer Großschadenslage bei der Cranger Kirmes in Herne für telefonische Auskunftserteilungen zur Verfügung zu stehen.
Zu den Aufgaben des Suchdienstes gehören:
- die Mitwirkung bei der Familienzusammenführung von Deutschen und deren Angehörigen aus den Aussiedlungsgebieten, bei der Familienzusammenführung von in Deutschland lebenden Flüchtlingen und in anderen humanitären Fällen, bei Nachforschungen nach Kriegs- und Zivilgefangenen und nach Wehrmachtsvermissten und Zivilverschleppten des Zweiten Weltkriegs, bei der Suche nach Personen, die durch die Aussiedlung nach Deutschland, durch Katastrophen, Konflikte, Migration oder andere Ereignisse mit politischem Hintergrund voneinander getrennt wurden, und die Mitwirkung beim Austausch von Rotkreuznachrichten.
- die Beratung über materielle und gesundheitsfürsorgerische Hilfen für die deutschstämmigen Personen und deren Familien, die noch im Herkunftsgebiet verblieben sind (in Absprache mit dem DRK-Suchdienst-Standort Hamburg).
Die Mitarbeitenden der Suchdienst-Beratungsstellen haben die Aufgabe, Ratsuchende kompetent zu unterstützen und zu beraten. Die Wahrnehmung dieser Aufgaben setzt sehr gute Kenntnisse der einschlägigen Gesetze, Gesetzesvorschriften und Richtlinien sowie der Rechtsprechung voraus. Das nötige Fachwissen wird den Mitarbeitenden im Rahmen von Ausbildungsworkshops und regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen vermittelt.
Die ersten Suchdienstaktivitäten des Deutschen Roten Kreuzes fanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Deutsch-Französischen Krieg (1870) statt und wurden während des Ersten und Zweiten Weltkriegs fortgeführt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bildete sich die noch heute bestehende institutionelle Form des Suchdienstes: Vor allem Freiwillige registrieren Gesuchte und Suchende und sammeln Informationen über das Schicksal verschollener Menschen. „Schlimmer als die Nachricht und die Gewissheit vom Ableben eines geliebten Menschen ist die Ungewissheit über dessen Schicksal und die Unmöglichkeit, Abschied zu nehmen.“ Diese Erkenntnis war und ist der Beweggrund für jede Schicksalsklärung.
Quelle: DRK-Landesverband Westf.-Lippe, Pressemitteilung 34/2022