Recycling ist das Zauberwort unserer Zeit. Warum auch in die Mülltonne werfen, was noch gut und verwertbar ist? So findet aussortierte Kleidung, die dem Besitzer nicht mehr passt oder gefällt, oft noch dankbare Abnehmer. Also: Ab damit in den Altkleider-Container. An zahlreichen Stellen im Stadtgebiet hat beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz solche Behälter aufgestellt. Klappe auf, Altkleider rein, fertig. Aber bitte nur tragbare Dinge, die sich als Secondhand-Kleidung eignen: Schuhe, Hosen, Jacken, Röcke, Pullover, Kleider und Taschen.
An diese Regeln halten sich die meisten Menschen, aber leider nicht alle. Da landen schon mal Abfall oder Bauschutt im Container – und manchmal auch richtig fiese Dinge. Als eines Tages aus einem Sammelbehälter widerlicher Verwesungsgeruch dringt, ruft DRK-Chef Ralph Hoffert lieber gleich die Polizei. Schließlich ist es schon vorgekommen, dass Menschen in Container geklettert und darin umgekommen sind. Als der Sammelbehälter dann geöffnet wird, ist der Ekelfaktor groß.
In anonymen Großstädten landet viel mehr Müll im Kleidercontainer
Eine Leiche wird zum Glück nicht gefunden, dafür jedoch ein Haufen Fleischspieße, die sich im Zustand der Verwesung befinden. „Die hatte offenbar irgendein Imbiss-Betreiber kurzerhand in den Kleidercontainer statt in den Müll geschmissen“, sagt Ralph Hoffert. Leider passiert es immer wieder, dass die Behälter als Mülltonne zweckentfremdet werden. „5 bis 8 Prozent des Inhalts gehören da gar nicht rein“, schätzt der Geschäftsführer. Dabei sei das Problem in kleineren Städten wie Herten noch überschaubar. „In großen Städten wie Dortmund oder Essen sind 15 bis 20 Prozent des Inhalts nicht verwertbar.“ Beim Sortieren finden die Mitarbeiter Müll, Essensreste und allerlei Unrat, aber auch verschmutzte, kaputte Kleidung, die kein Mensch mehr tragen kann.
Entsorgung des „Beifangs“ kostet eine Menge Geld
Auf solche „Spenden“ würde das Rote Kreuz natürlich gerne verzichten, denn letztlich muss derlei „Beifang“ ja entsorgt werden – und das kostet Geld. Unerwünschte Hinterlassenschaften finden sich aber nicht nur in, sondern auch rings um die Kleidercontainer. „Die Standorte werden leider immer wieder vermüllt“, erzählt Hoffert. „Neulich hat sogar jemand eine ganze Couch und Tapetenreste dort abgestellt.“ Ein Mitarbeiter sei ständig unterwegs, um solche Dreck-Ecken zu beseitigen. „Das ist ein riesengroßes Problem – und eigentlich nicht unseres.“ Die Standorte, etwa an Lebensmittelmärkten, sind aber stets Privatgrund. Dass die Container dort stehen dürfen, ist ein Entgegenkommen der Eigentümer. „Da können wir den Unrat nicht einfach liegenlassen“, sagt der DRK-Chef.
Ein totes Reh zwischen den Kleiderspenden
Von solchen Schwierigkeiten berichtet auch Dennis Sonntag, Disponent bei der Firma Knebel Textil-Recycling, die im Distelner Zentrum Kleidercontainer aufgestellt hat. „Unsere Fahrer sind oft sehr entnervt, weil rings um die Behälter so viel Müll abgeladen wird. Damit haben wir besonders in Herten große Probleme.“ Ansonsten: „Müll, Bauschutt … 5 bis 10 Prozent der Inhalte sind unbrauchbar.“ Ein besonders fieser Fund wurde in einem Knebel-Container in Eisenach gemacht: „Da hatte jemand ein totes Reh hineingesteckt.“
Weniger problematisch ist die Sammlung für konkrete Projekte. Wer für „Sitzt & Passt“, den Second-Hand-Kleiderladen des DRK in der Hertener Innenstadt spendet, ist aufgefordert, nur wirklich gut erhaltene Sachen, möglichst frisch gewaschen und gebügelt, im DRK-Haus an der Gartenstraße 56 oder direkt im Geschäft an Antoniusstraße 22 abzugeben. „Das klappt gut“, sagt Hoffert. „Die Leute halten sich an die Vorgaben, unbrauchbare Sachen sind selten dabei. Es mag daran liegen, dass es persönlicher zugeht. Die Anonymität der Spende am Kleidercontainer scheint bei manchen die Regeln des Anstands außer Kraft zu setzen.
Quelle: Recklinghäuser Zeitung