Seine Herkunft kann und will Mehdi Bathaeian nicht vergessen. Aus seiner Geburtsheimat hat er seine Grundhaltung in seine neue Lebensheimat mitgebracht: Eine enge, tiefe Verbindung zu Familie, Freundeskreis und religiöser Gemeinschaft, außerdem Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Und so sitzt man beim Gespräch nicht irgendwo, sondern an einem ständig für acht Personen gedeckten, langen Tisch, bei Kaffee und von der Ehefrau selbst gebackenem Kuchen.
Im Iran war Mehdi Bathaeian als Christ Angehöriger einer Minderheit, in Datteln gehört er zur Freien Gemeinde Wendepunkt. Dort ist er nicht nur Kirchgänger, sondern einige Male im Jahr auch selbst Prediger.
Das Motto des DRK lautet "Aus Liebe zum Menschen", und Mehdi Bathaeian verkörpert es in seinem Handeln. Schon als Medizinstudent und Arzt im Iran wusste er um die Bedeutung von Blutspenden in medizinischen Notfallsituationen und wurde selbst zum Blutspender. Als er 1995 als Flüchtling in Duisburg unterkam, ging er als Blutspender zum DRK. Schon 1997 begann er, das DRK bei diesen Terminen als Helfer zu unterstützen.
Ein "Zufall" führte den in Deutschland nicht anerkannten Arzt in einen gärtnerischen Zuchtbetrieb, wo er mit seinen genetischen Grundkenntnissen half, die Aufzeichnungen eines kurz zuvor verstorbenen Züchters systematisch aufzuarbeiten. Das machte er so gut, dass die Firma ihn kurzerhand einstellte. Es folgte - neben der Arbeit - ein Studium der Agrarwissenschaft mit dem Schwerpunkt der Züchtung. Damit erwachte auch sein Wunsch, selbst als Züchter zu arbeiten. Ein internationales Unternehmen stellte ihn in einem Betrieb in Waltrop ein, 2001 zog er deshalb mit seiner Frau und seinem Sohn nach Datteln.
Nach fünf Jahren als DRK-Leiter in Datteln ist Mehdi Bathaeian weiterhin Mitglied im Katastrophenschutz und DRK-Vorstand, ist als Organisator im Krisenmanagement und als Ausbilder aktiv und macht regelmäßig Dienst als Helfer und Sanitäter bei Veranstaltungen. Seine Frau und sein Sohn machen ebenfalls beim DRK mit. Der Sohn, jetzt Abiturient, ist schon seit seinem 16. Lebensjahr Sanitäter und gibt nun selbst Erste-Hilfe Kurse für Führerscheinbewerber.
"Ohne die Unterstützung der Familie", sagt Mehdi Bathaeian, "kann man nicht ständig ehrenamtlich arbeiten." Dass die Familie sogar aktiv mit dabei ist, ist wohl seine größte Freude. Denn so kennt er es ja aus seiner Geburtsheimat.
Quelle: Der Paritätische, Netzwerkzeitung Nr. 73/2019