· Archiv 2021

DRK-Mann vereitelt gemeinen Betrugsversuch an einer alten Dame

Die Notrufzentrale des Deutschen Roten Kreuzes in Herten. DRK-Mitarbeiterin Carina Trapp nimmt hier die Notrufe entgegen. Foto: DRK-Herten

Auf eine besonders perfide Art des „Enkeltricks“ macht DRK-Vorstand Ralph Hoffert aufmerksam: Einer Seniorin wurde vorgegaukelt, ihr Tochter sei entführt worden. Sie solle Lösegeld zahlen.

Die kriminellen Machenschaften, auf die der Chef des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Ralph Hoffert, aufmerksam macht, fallen unter die Rubrik „Trickbetrug am Telefon“ – und zwar zu Lasten älterer Menschen. Opfer war eine alte Dame, die von den Betrügern in Angst und Schrecken versetzt wurde. Ihr wurde mitgeteilt, dass man ihre Tochter entführt habe. Die Mutter solle Lösegeld zahlen: 35.000 Euro.

Doch das passierte nicht, zum Glück kamen Dritte ins Spiel: nämlich die Mitarbeiter der Hausnotruf-Zentrale des DRK in Herten. Nach dem Anruf des Erpressers hatte die Frau den Alarm ausgelöst, völlig aufgelöst von der vermeintlichen Entführung berichtet und erklärt, sie müsse sofort mit dem Taxi zur Bank. Damit der Tochter nichts passiert, müsse sie 35.000 Euro an die Erpresser zahlen.

Anrufer übt enormen Druck auf die Seniorin aus

Der DRK-Mitarbeiter alarmierte sofort die Polizei und hielt die alte Dame davon ab, sich ein Taxi zu rufen. Währenddessen rief der Erpresser ein zweites Mal bei ihr an, und der DRK-Mann hörte mit, unter welch enormen Druck der Anrufer die Frau setzt. Er warnte sie eindringlich davor, jemanden einzuweihen und drang darauf, dass sie das Geld von der Bank holt. Dann stand plötzlich ein Taxifahrer vor der Tür, der weder von der Frau noch von der Hausnotrufzentrale bestellt worden war.

Bald meldete sich eine Frau per Telefon mit dem Namen der Tochter. Sie flehte, die Mutter solle das Geld überweisen, damit nichts weiter passiert.

Als schließlich eine Nachbarin der Seniorin eintraf und den Telefonhörer übernahm, endet das Gespräch abrupt und es folgte kein weiterer Anruf. Nun ermittelt die Polizei, die dank der Aufzeichnungen des DRK von Ralph Hoffert umfassend informiert werden konnte.

Opfer werden nicht selten um ihre Barschaft gebracht

In diesem Fall suchten die Betrüger dank der Intervention der Hausnotrufzentrale und der Nachbarin das Weite. Doch nicht selten haben Kriminelle Erfolg mit ihrer Taktik und verunsichern alte Menschen so sehr, dass diese sich schließlich um ihre Barschaft bringen lassen. Die Täter rufen zum Beispiel unter dem Vorwand an, Verwandte (meistens Enkel oder Neffen) oder gute Bekannte zu sein: „Rate mal wer am Telefon ist?“ Dann täuschen sie einen finanziellen Engpass vor und bitten um hohe Bargeldbeträge. Durch mehrere Telefonate binnen kurzer Zeit erhöhen die Anrufer den psychischen Druck auf ihre Opfer. Sie bitten um Verschwiegenheit gegenüber Dritten. Weil sie angeblich nicht selbst kommen können, soll ein angeblicher Bekannter das Geld abholen. Die Polizei berichtet, dass in zahlreichen Fällen ältere Opfer dann tatsächlich hohe Geldbeträge von ihrem Konto abgehoben hätten, um dem vermeintlichen Enkel zu helfen.

Polizei gibt Tipps, wie man sich schützen kann

Wer Opfer eines solchen Anrufs wird, sollte folgende Tipps der Polizei beherzigen: – Obacht, wenn jemand telefonisch um Geld bittet! Legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald ihr Gesprächspartner (häufig ein angeblicher Enkel) Geld von Ihnen fordert.

– Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie ihn zurück.
– Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.
– Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110.
– Keine falsche Scham: Wenden Sie sich auf jeden Fall an die Polizei, wenn Sie Opfer geworden sind und erstatten Sie Anzeige.

„Womöglich kommt bald irgendwas mit Flutopfern.“

Den Angehörigen oder nahe stehenden Personen von älteren Menschen empfiehlt Polizeisprecher Andreas Lesch, mit den alten Herrschaften offen über die Methoden der Trickbetrüger zu reden und davor zu warnen. Er rät dazu, sich aus dem Telefonbuch streichen zu lassen. Vor allem an den Vornamen könnten die Betrüger oft festmachen, ob es sich um ältere Semester handelt. Namen wie beispielsweise Eberhard oder Erika deuten darauf hin.

„Die Maschen wechseln permanent“, sagt Lesch. In der Corona-Krise etwa sei vorgegaukelt worden, dass ein Angehöriger im Krankenhaus läge und ein teures Medikament benötige. Der Sprecher ahnt: „Womöglich kommt bald irgendwas mit Flutopfern.“

Quelle: Recklinghäuser Zeitung