· Archiv 2022

Die Ära des DRK Westerholt/Bertlich endet – aber ein beliebter Bestandteil bleibt erhalten

Ercan Kök, Fahrdienstleiter beim DRK-Ortsverein Westerholt/Bertlich, steht vor einem der Transporter. Der erfolgreiche Behindertenfahrdienst wird im Zuge der Verschmelzung vom DRK-Stadtverband Herten übernommen und soll ausgebaut werden. Foto: Martin Pyplatz (Archiv)

Jahrelang hielt sich der DRK-Ortsverein Westerholt/Bertlich finanziell und personell nur noch mit Mühe über Wasser. Nach 116 Jahren endet seine Ära jetzt. Doch nicht alles geht verloren.

Am Samstag, 14. Mai, um 11 Uhr kommt es in der Freizeit- und Begegnungsstätte Westerholt zur abschließenden Versammlung. Erwartet wird etwa ein Dutzend Mitglieder, viel mehr hat der traditionsreiche Westerholter Ortsverein auch nicht mehr. Sie werden aller Voraussicht nach die Auflösung beziehungsweise die Verschmelzung mit dem DRK-Stadtverband Herten beschließen. Ein Schritt, der zuletzt unausweichlich war.

Weniger Mitglieder, weniger Geld

Die ehrenamtliche Basis ist bei der 1906 gegründeten Westerholter Gliederung – wie vielerorts beim Roten Kreuz – über die Jahrzehnte hinweg immer weiter geschrumpft und außerdem immer älter geworden. Zugleich sorgt die stark rückläufige Zahl von Fördermitgliedschaften für knappe Kassen. Kostenloses gemeinnütziges Engagement oder „Zuschussgeschäfte“ wie Sanitätswachen bei Veranstaltungen können sich nur noch Gliederungen erlauben, die sich an anderer Stelle erfolgreich wirtschaftlich betätigen – so wie der Hertener DRK-Stadtverband mit seiner Hausnotrufzentrale, seinem Seminarzentrum „Gegenüber“, seinem Blutkonserven-Fahrdienst usw.

Erfolgreicher Fahrdienst hat Zukunft

In Westerholt hingegen sorgte zuletzt nur der von Ercan Kök erfolgreich aufgebaute und beliebte Behindertenfahrdienst für Einnahmen. Die reichten gerade so aus, um den Standort an der Kurzen Straße mit Fahrzeughalle und Unterkunft einigermaßen in Schuss zu halten.

Doch dann kam es zu einem Todesfall. Schatzmeisterin Ingrid Krüger verstarb im Jahr 2021 unerwartet. Mehr als 20 Jahre lang hatte sie die meisten organisatorischen Aufgaben wahrgenommen. Ihr Tod war ein existenzieller Verlust für den DRK-Ortsverein. Bei der letzten Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr kam kein neuer Vorstand mehr zustande. Stattdessen wurden erste Schritte zur Verschmelzung mit dem DRK-Stadtverband eingeleitet.

Als dessen hauptamtlicher Vorstand Ralph Hoffert vor 33 Jahren beim Hertener DRK einstieg, waren sich die beiden stolzen und jeweils traditionsreichen Gliederungen nicht wohlgesonnen. Seither war eine Fusion zwar immer wieder mal Thema, aber es kam nie dazu. Jetzt allerdings gibt es keine Alternative mehr. „Es ist das Gebot der Stunde, dass wir die Kräfte in Herten jetzt bündeln“, sagt Hoffert.

Der bisherigen Westerholter Vorsitzenden Dr. Elisabeth Winkelmann ist es ein Anliegen, dass der Behindertenfahrdienst fortbesteht. Und so wird es auch kommen, betont Ralph Hoffert: „Der Fahrdienst ist etabliert und erfolgreich. Wir werden ihn gerne übernehmen und planen einen weiteren Ausbau.“ Der hauptamtliche Fahrdienstleiter Ercan Kök und die sechs, sieben Minijob-Kräfte haben beim DRK-Stadtverband eine Zukunft.

Notarin hat Verschmelzungsvertrag erarbeitet

Bei der erwähnten Versammlung am 14. Mai müssen die Mitglieder des Ortsvereins Westerholt/Bertlich der Auflösung zustimmen. Bei der Jahreshauptversammlung des DRK-Stadtverbandes am Mittwoch, 20. Juli, um 19 Uhr soll dann als letzter Schritt die Aufnahme besiegelt werden. Der entsprechende Verschmelzungsvertrag ist bereits von der Hertener Notarin Michaela Schönig ausgearbeitet worden.

Versammlung im Schloss zwischen Wehmut und Wiedersehen

Auch wenn bei dieser Versammlung Wehmut mitschwingen wird, so will man beim DRK doch die positiven Aspekte in den Vordergrund rücken und hat sich daher bewusst für das Westerholter Schloss als Orts des Geschehens entschieden. Ralph Hoffert: „Für viele von uns wird es ein großes Wiedersehen nach der langen und harten Corona-Zeit. Es stehen wichtige Neuwahlen an und wir bringen die Fusion zu einem guten Abschluss. Das alles verdient einen angemessenen Rahmen. Und zwar gerne in Westerholt.“

Quelle: Recklinghäuser Zeitung