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Corona-Schnelltests sind um das 30-Fache gestiegen – nicht nur wegen 3G

Schlangestehen für den Abstrich beim DRK: In der linken Spur gibt’s die Schnelltests, rechts werden die verlässlicheren PCR-Tests durchgeführt. Foto: Jörg Gutzeit

293 Schnelltests hat das Deutsche Rote Kreuz allein am vergangenen Samstag durchgeführt. Nur drei Wochen zuvor waren es gerade mal sieben pro Tag. Das liegt nicht nur an 3G am Arbeitsplatz.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 293 Bürgertests führte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Durchfahrtzentrum an der Kölner Straße alleine am vergangenen Samstag (27.11.) durch. Ein absoluter Spitzenwert, vor allem im Vergleich zur Anzahl der Testungen, als diese noch kostenpflichtig waren: Da fanden gerade mal durchschnittlich sieben Personen pro Tag ihren Weg zum DRK, um einen Bürgertest – wahlweise auch PoC-Test oder Antigen-Schnelltest genannt – machen zu lassen.

Durchschnittlich 212 Bürgertests pro Tag

„Die Anzahl der Tests ist signifikant gestiegen“, sagt Christoph Behrenspöhler, hauptamtlicher Vorstand beim DRK. Seit am Mittwoch, 23. November, 3G am Arbeitsplatz eingeführt wurde, liege der Durchschnitt bei 212 Abstrichen pro Tag. Er selbst sei an besagtem Spitzen-Samstag vor Ort gewesen. Dabei habe er rund ums Testzentrum auch Gespräche verfolgen können: „Viele der Getesteten haben geäußert, dass ihr Arbeitgeber einen Test fordert.“ Und nicht wenige davon seien genervt gewesen über diese täglich erforderlichen Tests. Als die RZ am späten Montagnachmittag vor Ort eine Umfrage macht, geben jedoch fast alle, die in ihren Autos in der Schlange auf ihren Abstrich warten, an, dass sie den Test brauchen, um aus der Quarantäne freizukommen – auf Anordnung des Gesundheitsamts.

Die meisten Befragten wollen sich aus der Quarantäne freitesten

Nur eine der rund zehn befragten Personen gibt an, dass sie den Bürgertest wegen 3G am Arbeitsplatz macht. Er sei erst einmal geimpft worden, sein zweiter Piks stehe Ende Dezember an, deshalb benötige er das negative Corona-Ergebnis für seinen Chef, erklärt der Fahrer eines Kastenwagens. „Ich brauche ein negatives Testergebnis, damit ich wieder in die Schule kann“, sagt eine junge Frau. Drei Wochen lang sei sie in Quarantäne gewesen, eine davon negativ, zwei positiv getestet.

Eine andere Frau in der Warteschlange erklärt: „Ich bin geimpft, aber weil ich im Gesundheitswesen arbeite, benötige ich zweimal pro Woche einen negativen Schnelltest.“ Ein junges Paar gibt an: „Wir haben morgen einen Termin im Krankenhaus in Datteln. Ein Test sei dort zwar nicht erforderlich, wurde uns gesagt, aber erwünscht.“ Alle anderen Befragten erklären, den Test für die Beendigung ihrer Quarantäne zu machen: Entweder als Infizierte oder als Kontaktpersonen – so wie die Mutter eines Schuljungen, die ebenfalls in der Schlange steht.

Rapider Anstieg auch nach Wiedereinführung von Gratis-Tests

Als die Kostenpflichtigkeit für Bürgertests – Gratis-Tests waren am 10. Oktober ausgelaufen – zum 13. November wieder aufgehoben wurde, so Behrenspöhler, sei die Anzahl der vom DRK durchgeführten Abstriche rapide von durchschnittlich sieben auf 97 pro Tag gestiegen: „Die Zahlen sind erst zusammengeschrumpft und dann wieder gestiegen.“ Um mit der Einführung von 3G am Arbeitsplatz nochmal anzuziehen: Am vergangenen Mittwoch waren es 126, tags darauf 147, am Freitag dann schon 281, am Samstag schließlich 293. Der Anstieg zum Wochenende hin ist wohl mit der 2G-plus-Regel zu erklären: Denn für Clubs, Discos und größere private Feiern, aber auch für Bordelle müssen Geimpfte und Genesene zusätzlich einen negativen Antigen-Schnelltest vorweisen können.

Zwei weitere von der RZ angefragte Testzentren nennen keine Zahlen. „Der Bedarf ist gestiegen“, formuliert es Mirko Simnovec vom K1 an der Kunibertistraße. Und zwar derart, dass er noch Mitarbeiter suche. Auch beim Unternehmen „medTest“, das drei Teststellen in Recklinghausen betreibt, sei die Nachfrage erhöht, sagt Mitarbeiterin Andrea Lengeling: „Wir haben reagiert, indem wir unsere Öffnungszeiten an den geänderten Bedarf angepasst und entsprechend auch die Personalkapazität erweitert haben.“

Quelle: Recklinghäuser Zeitung