· Archiv 2020

Corona-Pandemie stellt die Notfallsanitäter aus Oer-Erkenschwick vor große Herausforderungen

Jeder Corona-Einsatz blockiert mindestens 30 Minuten den Rettungstransportwagen für die Desinfektion: (v.l.) Die Notfallsanitäter Marc Baumgart, Andre Landeck im Schutzanzug und Koordinator Tobias Tyszak. Foto: Michael Dittrich

KEINE ANGST - ABER RESPEKT. Manchmal müssen die Notfallsanitäter aus Oer-Erkenschwick fünfmal pro Schicht unter die Dusche. Nötig ist das wegen der Corona-Pandemie.

Maske und Schutzbrille sind schon lange Einsatzfall obligatorisch für die Notfallsanitäter der Freiwilligen Feuerwehr Oer-Erkenschwick, die am 15. März wegen Corona zum DRK-Haus umgezogen sind. Besteht bei einem Patienten Verdacht auf Covid-19, muss der Rettungsdienst schweres Geschütz auffahren. „Dazu gehören ein weißer Ganzkörper-Overall und Gummihandschuhe“, sagt Rettungsdienst-Koordinator Tobias Tyszak (32).

Bei Virusverdacht dauern Einsätze in Oer-Erkenschwick erheblich länger

Bei Virus-Verdacht dauern die Einsätze erheblich länger. Nach jeder Fahrt muss der Rettungswagen desinfiziert werden. Das dauert etwa 30 Minuten. Der Einmal-Schutzanzug wandert in die Tonne, auch die FFP2-Schutzmaske, die im Normalfall öfter getragen werden darf. „Leider läuft nicht immer alles nach Plan. Werden wir nicht über Verdachtssymptome informiert, tappen wir ohne Schutzanzug in die Corona-Falle“, sagt Tyszak. Die Notfallsanitäter aus Oer-Erkenschwick müssen nach solch einem Einsatz nicht nur das Fahrzeug, sondern auch sich selbst desinfizieren. Das bedeutet Duschen und Kleidung wechseln. „An einem Tag haben wir schon fünf Mal nach Einsätzen unter der Dusche gestanden“, sagt Notfallsanitäter Marc Baumgart (36). Im Nebenjob ist er auch noch stellvertretender Bürgermeister von Sonsbeck, einer 8700-Seelen-Gemeinde im Kreis Wesel.

Corona fährt in Oer-Erkenschwick praktisch jeden Tag mit

Corona fährt praktisch jeden Tag mit. „Angst haben wir aber keine. Die können wir uns auch nicht leisten. Wer Angst hat, macht Fehler. Doch wir haben durchaus Respekt vor dem Virus“, sagt Tyszak. Der zahlt sich aus: Bislang hat sich noch kein Rettungsdienst-Mitarbeiter infiziert. Der Rettungsdienst-Chef aus Oer-Erkenschwick klopft auf Holz, Marc Baumgart meint: „Angst habe ich nur beim Einkaufen, wenn mir an der Kasse im Supermarkt andere Leute zu nahe kommen.“ Bis zu 20 Einsätze fahren die Notfallsanitäter zurzeit pro Tag. Das ist ein bisschen mehr als sonst. Nicht immer geht es um Notfälle, es sind auch Krankenfahrten dabei.

Kein Bürger aus Oer-Erkenschwick muss sich Sorgen machen

„Zu Beginn der Corona-Pandemie sind die Einsatzzahlen rapide nach unten gegangen. Die Leute hatten Angst, sich anzustecken und wollten nicht ins Krankenhaus. Jetzt haben wir viel mehr zu tun“, sagt Tyszak. Zudem dauern viele Einsätze in Oer-Erkenschwick länger als sonst. Nicht nur wegen der aufwendigen Corona-Schutzmaßnahmen: Weil immer häufiger in Krankenhäusern in Datteln und Recklinghausen keine Betten mehr frei sind, müssen die Rettungswagen aus Oer-Erkenschwick auch Kliniken in Dorsten und Haltern ansteuern. „Allerdings muss sich kein Oer-Erkenschwicker Sorgen machen, dass im Notfall schnell genug Hilfe kommt. Sind unsere Fahrzeuge im Einsatz oder wegen Desinfektion blockiert, übernehmen das Notfallsanitäter aus Nachbarstädten“, sagt Tyszak. Ein Rettungstransportwagen (RTW) ist rund um die Uhr mit zwei Kräften einsatzbereit. Ein zweiter RTW ist zwölf Stunden von 7.30 bis 19.30 Uhr im Dienst. Dazu kommt noch ein drittes Fahrzeug für Krankentransporte (KTW).

Quelle: Stimberg-Zeitung, Oer-Erkenschwick