· Archiv 2021

Cornelia Sassor – die „Mutter der DRK-Kompanie“ in Oer-Erkenschwick

Keine Angst vor großen Einsatzfahrzeugen: Rot-Kreuz-Leiterin Cornelia Sassor auf dem Parkplatz hinter dem DRK-Stadthaus an der Agnesstraße 5 in Oer-Erkenschwick. Foto: Jörg Müller

OER-ERKENSCHWICK. Die Corona-Pandemie hat viele Helden. Pflegekräfte zum Beispiel, oder Arzthelferinnen. Aber auch zahllose Ehrenamtliche. So wie Cornelia Sassor. Sie ist unsere Person des Jahres in Oer-Erkenschwick.

Cornelia Sassor, die von Freunden und Kollegen „Conny“ gerufen wird, strahlt Ruhe aus. Und „strahlen“ ist wörtlich zu nehmen, denn die 59-Jährige hat ein Lächeln im Gesicht, das ihr nur sehr selten einfriert. Und das ist kein Wunder, denn die Rot-Kreuz-Leiterin, die zusammen mit Ralf Farwick die DRK-Einheit mit gut 60 Aktiven führt, hat Nerven wie Drahtseile.

Zu Hause hat sie mit ihrem Ehemann vier nunmehr erwachsene eigene und dazu drei weitere Pflegekinder großgezogen. Auch heute ist sie noch als Tagesmutter tätig. Jeweils bis 15 Uhr. Dann streift sie sich die DRKKleidung über und sorgt dafür, dass „der Laden“ an der Agnesstraße in Oer-Erkenschwick läuft. Und das mit Fachkenntnis, sozialer Kompetenz, großem Erfolg - und vor allem ehrenamtlich. Deshalb ist Cornelia „Conny“ Sassor für uns die Person des Jahres 2021 in Oer-Erkenschwick.

„Der Erfolg unserer Arbeit im DRK-Stadtverband Oer-Erkenschwick hat viele Mütter und Väter“, gibt sich „Conny“ Sassor bescheiden. Während des Gesprächs mit uns macht sie sich nebenbei Notizen. Sie füllt den langen Einkaufszettel für Lebensmittel. Die werden für die Lunchpakete gebraucht, die in Coronazeiten an Blutspender anstelle der sonst frisch geschmierten Brötchen ausgeben werden. Der letzte Termin des Jahres ist am Donnerstag, 30. Dezember (15 bis 20 Uhr, DRK-Haus an der Agnesstraße 5). Und ständig klingelt das Telefon.

Freiwillige Helfer wollen umdisponiert werden, dann funktioniert ein Gerät nicht. „Conny“ Sassor beruhigt, gibt Tipps, findet Lösungen. Ganz so wie ein „Spieß“ bei der Bundeswehr. Darauf angesprochen muss die 59-Jährige lachen: „Viele DRK-Mitglieder bezeichnen mich wirklich als Mutter der DRK-Kompanie.“

Über den Kreisverband zum Roten Kreuz nach O-E

Für das Führen von DRK-Einheiten ist Cornelia Sassor ausgebildet worden. Schon mit 18 Jahren trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und wurde DRK-Mitglied in Essen. Dort ist sie aufgewachsen. Als „Conny“ Sassor ihre Kinder zur Welt brachte, legte sie eine DRK-Pause ein. Mittlerweile wohnt sie in Herten und wechselte 2004 über den DRK-Kreisverband zum Roten Kreuz nach Oer-Erkenschwick. Dort baute sie in den ersten Jahren die Erste-Hilfe-Ausbildung an Schulen und Kindergärten aus. 2014 wurde sie schließlich als Nachfolgerin von Gerda Vogt Rot-Kreuz-Leiterin.

Der erste Großeinsatz ließ nicht lange auf sich warten. 2015 musste das DRK in Oer-Erkenschwick binnen weniger Tage eine Flüchtlings-Notunterkunft einrichten. „Das haben wir damals gemeinsam gut hinbekommen“, erinnert sich Sassor. Dann wurde sie kurzerhand als Leiterin der Unterkunft an der Westerbachstraße verpflichtet. „Das habe ich für neun Monate aber hauptamtlich gemacht“, stellt „Conny“ Sassor klar. Und danach kam Corona.

Die Arbeit ist seitdem für die DRK-Mitglieder deutlich mehr geworden. Und damit auch für Leiterin Cornelia Sassor. Sie kümmert sich nicht nur um die Führung der Rot-Kreuz-Gemeinschaft nach innen, vertritt die Interessen der Aktiven gegenüber dem Vorstand, bereitet Ehrungen vor und ist gefragte Ansprechpartnerin bei allen kleinen und großen Problemen der DRK-Aktiven im Alter zwischen 17 und 70 Jahren. Die 59-Jährige leitet auch die Küchen-Einheit, die vor allem bei den Blutspendeterminen viel zu tun hat. Zwölf Mal wurden Freiwillige in diesem Jahr zur Ader gelassen. Trotz Corona.

Apropos Corona: Seit März dieses Jahres ist das DRK-Stadthaus an der Agnesstraße 5 in Oer-Erkenschwick offiziell zertifizierte Teststelle. „Die haben wir damals in drei Tagen damals gemeinsam aus dem Boden gestampft“, erzählt „Conny“ Sassor. Während sie die Arbeit der Gemeinschaft lobt, vergisst die 59-Jährige zu erwähnen, dass sie ganz selbstverständlich auch für die Teststelle die komplette Organisation übernimmt, von der Personalplanung bis hin zu den Abrechnungen. Und jetzt wird beim DRK in Oer-Erkenschwick auch noch geimpft. „Aber damit habe ich ausnahmsweise gar nichts zu tun“, sagt Cornelia Sassor.

Als ob die Corona-Pandemie nicht schon genug wäre, kam im Juli dann auch noch die Flut. Eine Woche war das DRK aus Oer-Erkenschwick als Teil einer Hilfseinheit zusammen mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Leverkusen im Einsatz. Und mittendrin Cornelia Sassor, ausnahmsweise mal nicht als Leiterin, sondern „nur“ als Helferin. „Wir haben dort die Einsatzkräfte versorgt und in der City eine Betreuungsstelle für Flutopfer eingerichtet.“ Und wieder einmal war die beruhigende Art der Rot-Kreuz-Leiterin aus Oer-Erkenschwick gefragt.

Die Familie gibt der DRK-Fachfrau Kraft

Kraft für ihre Arbeit beim DRK in Oer-Erkenschwick schöpft „Conny“ Sassor aus ihrer Familie. „Mein Mann und die Kinder stehen voll hinter der Tätigkeit“, sagt die Frau, für die der Tag scheinbar mehr als 24 Stunden haben muss. „Braucht er aber nicht zu haben“, sagt Sassor. „Mir bleibt immer noch die Zeit für ein gutes Buch und ein Glas Wein“, stellt die Person des Jahres 2021 in Oer-Erkenschwick fest.

Quelle Recklinghäuser Zeitung