Am frühen Freitagmorgen (16.07.) gegen 2 Uhr erhielt Ralph Hoffert, Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Herten, einen Anruf der Feuerwehr-Kreisleitstelle Recklinghausen. Es hieß, dass die Alarmierung des sogenannten Patiententransportzugs 10 (PTZ 10) unmittelbar bevorstehe. Diese Rettungsdienst-Einheit ist technisch und personell in der Lage, eigenständig zehn Menschen medizinisch zu behandeln und zu transportieren.
Kurz darauf trafen sich insgesamt 20 Einsatzkräfte von DRK, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser Hilfsdienst und Feuerwehr unter anderem aus Herten, Marl, Recklinghausen, Haltern, Castrop-Rauxel und Gladbeck in Recklinghausen. Als Leitender Notarzt stieß Dr. Nico Schuback hinzu. Mit vier Rettungswagen, fünf Krankentransportwagen und dem Einsatzleitwagen des DRK Herten machte sich der PTZ 10 in der Nacht auf den Weg ins rund 140 Kilometer entfernte Flutgebiet an der Grenze zu Rheinland-Pfalz.
Seniorenheim von Dammbruch bedroht
„Es hießt erst, wir würden unsere Befehle in der Bundespolizeikaserne in Swisttal bekommen, aber wir wurden schon unterwegs zu einem Seniorenheim umgeleitet“, berichtete Ralph Hoffert, der die Einsatzleitung übernahm. „Das Heim befindet sich etwa fünf Kilometer von einem Staudamm entfernt, der zu brechen droht.“
Die Einsatzkräfte aus dem Kreis RE trafen ungefähr zeitgleich mit Kolleginnen und Kollegen des Patiententransportzugs aus dem Kreis Olpe ein. In dem Heim hielt das Technische Hilfswerk (THW) eine notdürftige Stromversorgung aufrecht. 75 Bewohnerinnen und Bewohner galt es in den frühen Morgenstunden aus der Gefahrenzone zu holen auf drei andere Heime zu verteilen. Ralph Hoffert: „Kaum hatten wir den letzten Bewohner im Fahrzeug, hat das THW den Strom abgeschaltet – und dann war das ganze Heim leer und dunkel.“
„Gespenstisch, wie im Kriegsgebiet“
Hoffert schildert schlimme Eindrücke: „Als der Morgen anbrach, haben wir erst das ganze Ausmaß gesehen. Eingestürzte Häuser, Autos stehen kreuz und quer oder liegen in Straßengräben auf dem Dach. Es gibt keinen Strom, keine Straßenbeleuchtung, kein Telefon, teilweise keine Funkverbindung. Wir sind durch menschenleere Ortschaften gefahren. Es ist gespenstisch, wie im Kriegsgebiet.“
Gegen 10 Uhr war die Evakuierung des Seniorenheims abgeschlossen und die Einsatzkräfte hatten die Hoffnung, nach Hause fahren zu können. Doch der Krisenstab beorderte den PTZ 10 zu einem Bereitschaftsplatz in Bonn. Ralph Hoffert berichtete gegen 11 Uhr: „Wir haben noch nichts gegessen und getrunken und warten jetzt auf weitere Einsatzbefehle.“
Quelle: Recklinghäuser Zeitung